Jeder darf seine Meinung sagen, wird gehört –
und nicht unterbrochen.
Gleichwertigkeit steigert das Gefühl der Zugehörigkeit zur Gruppe.
Entscheidungen werden gemeinsam beschlossen – Beschlüsse sollten einstimmig sein.

Familienrat-Training

Das Familienrat-Training gibt Eltern und Pädagogen Hilfen an die Hand, damit sie selbst den Familien- oder Klassenrat einführen können. Durch Rollenspiele erleben die Teilnehmer hautnah die Wirkung vom Familienrat nach Dreikurs.

Das Training geht über sechs Termine und wird von einem/r zertifizierten Familienrat-Trainer/-in in deren Praxisräumen oder in einer Familienbildungsstätte bzw. Volkshochschule angeboten. Nach Absprache kommt Ihr Trainer/Ihre Trainerin auch zu Ihnen nach Hause.

Haben Sie Lust bekommen, an einem Familienrat-Training teilzunehmen?
Dann schauen Sie doch mal auf unserer Fachmitgliederliste Trainer/-in. Hier finden Sie, nach Postleitzahlen sortiert, von uns ausgebildete Familienrat-Trainer/-innen ganz in Ihrer Nähe.

Trainingsinhalte

1 Gleichwertigkeit

Im ersten Teil üben die Teilnehmer, dass Erwachsene und Kinder alle die gleiche Würde haben. Mit dieser Haltung fällt es leichter, andere Meinungen gleichberechtigt neben der eigenen stehen zu lassen.

2 Gesprächsregeln

Zugehörigkeitsgefühl und Gesprächsregeln sind wichtig, damit der Familienrat gelingt. Was Kinder und was Erwachsene lernen, ist ebenfalls Thema.

3 Zugehörigkeit

Anhand von Fragebögen erlernen die Teilnehmer den Zusammenhang von zugehörig oder nicht zugehörig und wie einfach es ist, anderen Menschen ein Willkommensgefühl zu vermitteln.

4 Störverhalten

Die Teilnehmer lernen kindliches Störverhalten zu verstehen und erfahren, wie stark entmutigt ein Kind ist.

5 Logische Folgen

Mit der Merkhilfe L-A-R-A können Erwachsene und Kinder gemeinsam logische Folgen als Alternative zur Strafe finden, die beim nächsten Mal eintreten werden, wenn Kinder wichtige Regeln im sozialen Miteinander überschreiten.

6 Ermutigung

Erwachsene lernen nicht nur ihre Kinder, sondern auch sich selbst zu ermutigen und werden mit Ermutigung „geduscht“.

Erfahrungen

Eltern berichten vom Familienrat-Training

„Nach Ergo-, Gesprächs- und sonstiger Therapie ist das das Erste, was tatsächlich funktioniert. Unsere Familie ist harmonischer geworden.“

„Ich mische mich nicht mehr so oft in die Diskussion ein, sondern höre zu. Ich fühle mich nicht mehr so verantwortlich für das Gelingen des Familienrats. Seither klappt es erstaunlich gut.“

„Dabei war auffällig, wie sehr der kleinste Sohn (8 Monate) die gemeinsame gute Atmosphäre wahrgenommen hat und der Große (3 1/2 Jahre) sich ernst genommen fühlte mit seinen Wünschen und sich auf alles mehr freute. Es gab keine Trotzanfälle.“

„Ich habe das erst meiner Frau zuliebe gemacht. Das Wichtigste ist für mich – und das hätte ich nie für möglich gehalten –, dass ich etwas abgeben kann, und ausgerechnet an die Kinder! Darauf bin ich stolz. Das war richtig Arbeit für mich! Aber ich sehe den Erfolg und weiß, dass es der richtige Weg ist, trotz meiner anfänglichen Skepsis. Ich finde auch gut, dass ich das zugeben kann.“

„In der vergangenen Woche habe ich es ein paar Mal geschafft, freundlich zu bleiben, wo ich normalerweise gebrüllt hätte. Und die Kinder sind dadurch nicht aufmüpfiger, sondern kooperativer geworden.“

„Peter geht nun in die 11. Klasse und verbringt viel Zeit mit Computerspielen, was natürlich mittlere bis schlechte Noten zur Folge hat. Seit dem Familienrat achte ich jeden Tag auf die Dinge, die ich an ihm schätze, wie z.B. seine Ehrlichkeit, seine Offenheit, seine Ordnungsliebe für sein Zimmer und versuche, mich weniger über die Computerspiele zu ärgern. Nun merke ich seit einiger Zeit, dass es uns beiden viel besser miteinander geht. Vor allem erzählt er mir wieder viel mehr aus seinem Leben.“

„Wir sind alle zu der gleichen Erkenntnis gekommen: Durch das Sich-zugehörig-Fühlen zu einer Gruppe entsteht ein gutes positives Gefühl, das unglaubliche Kräfte zum Beitragen-Wollen entwickelt und das Selbstwertgefühl stärkt.“

„Mir wird immer klarer, dass Gleichwertigkeit viel mehr bedeutet, als ich zuerst dachte. Und dass Familienrat viel mehr beinhaltet, als sich nur mal zusammenzusetzen und Regeln zu erstellen.“

Beispiel einer Familienrat-Sitzung

Im vergangenen ¾ Jahr haben mein Mann Daniel und ich seit der Einführung des Familienrats sehr viel über die Gleichwertigkeit von Kindern und Erwachsenen gelernt, eben praktizierte Basisdemokratie. Für mich als 2-fache Mutter (Philipp ist 5 Jahre und Nadine 2 ½) war es ein Geschenk, die Verantwortung des Familienmanagements in den Familienrat zu geben. Nun sind alle beteiligt und wachsen daran.

Unsere Sitzung beginnen wir mit der Festlegung der Aufgaben, wobei auch Philipp die Aufgabe des Chairman, so heißt bei uns der Vorsitzende, ausfüllt (flüsternde Hinweise von meinem Mann und mir nimmt er gerne an) und Nadine ab und zu Chairman-Beisitzerin ist; beim Protokoll wechseln wir Eltern uns ab. Wir haben immer Blumen oder eine Kerze und etwas zu trinken auf dem großen runden Tisch.

So genießen wir die Ermutigungsrunde am Anfang besonders, da Philipp immer wieder neue positive Sachen an uns bemerkt und mein Mann und ich uns somit immer üben, den Blick auf das Gute zu richten und es auch zu benennen. Nadine mit ihren 2 ½ Jahren hat bisher gerne und lächelnd bei den Ermutigungen für sie zugehört, ab und zu auch „dande“ (=Danke) gesagt und fühlte sich wohl auf ihrem Platz. Wenn es ihr doch zu lang wurde, so holte sie sich selbstständig etwas zum Spielen aus dem Nebenzimmer und setzte sich damit wieder auf ihren Stuhl, unter den Tisch oder stellte sich direkt neben uns; sie war einfach mit dabei.

Ende Mai passierte es: Bei der Frage, wer beginnen möchte mit der Ermutigungsrunde, streckte als erstes die kleine Nadine ihren Finger in die Höhe. Chairman Daniel erteilte ihr das Wort und sie sagte ganz leise mit Blick auf ihren großen Bruder Philipp: „Fiddy toll Nani pielen“ was übersetzt heißt, dass Philipp toll mit ihr spielt. Philipp strahlte übers ganze Gesicht und Daniel und ich waren wie vom Donner gerührt, dass sie sich jetzt hier so selbstverständlich einbringt. Philipp bedankte sich und Nadine sagte dann noch zu ihrem Vater: „Papa söne neue Fenster“, womit sie sich bei Daniel bedankte, dass er es uns durch seinen Job ermöglicht, die alten und kaputten Fenster auswechseln zu lassen und nun schöne weiße Fenster unser Heim zieren. Mein Mann und ich blickten uns an und ich hatte Tränen der Rührung und des Glücks in den Augen ob unserer tollen Kinder.

Die restliche Sitzung verlief sehr fröhlich und harmonisch, wobei wir beschlossen, dass Philipp Mitglied im Lego-Club werden kann und wir diese Woche einmal Lachs-Spaghetti kochen und auch noch auf der Terrasse grillen werden. So schlossen wir die Sitzung nach 20 Minuten und jeder ging glücklich seiner Wege. Ich bin überzeugt, dass durch die frühe Heranführung unserer Kinder an gemeinsame Entscheidungen und das Reden über anstehende Planungen, Wünsche und Aufgaben im Familienrat wir ein sehr gutes Fundament für ihre Selbständigkeit, Konfliktfähigkeit, Sozialkompetenz
... einfach für ihre Zukunft legen.